Lio Okroi, M.A.

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Goethe-Universität Frankfurt
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Lio Okroi studierte Politikwissenschaft an der LMU München und Soziologie an der Universität Freiburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf Geschlecht und Sexualität, Subjektivierung, Affekt und Erinnerung. Sie arbeitet mit diskursanalytischen sowie rekonstruktiv-hermeneutischen Methoden.

Spannungsverhältnisse – Eine Soziologie fluider Geschlechter und Begehrensweisen

In ihrer Promotion widmet sich Lio Okroi dem Themenfeld der Stabilität bzw. Veränderlichkeit von Geschlecht und Begehren. Sie interessiert sich aus einer subjektivierungstheoretischen Perspektive für die gesellschaftliche Anforderung, ein eindeutiges und unveränderliches Geschlecht und eine ebensolche sexuelle Orientierung zu haben – sowie dafür, was passiert, wenn diese Anforderung nicht (voll) erfüllt wird.

Mithilfe narrativer Interviews arbeitet Lio Okroi erstens heraus, wie Personen, deren Geschlecht und/oder Begehren sich im Lebensverlauf verändern, dahingehende Übergänge erfahren und erzählen. Das Projekt leistet damit einen Beitrag zu einer reflexiven und kritischen Übergangsforschung: Fluid Transitions sind eine Form transitionaler Devianz, die von Normalbiographien und klassischen Coming-out-Geschichten abweichen. Ihre Erforschung ermöglicht daher eine queere und verflüssigende Perspektive auf Übergangsprozesse.

Lio Okroi interessiert sich zweitens für historisch gewachsene Verhältnisse der Veränderlichkeit bzw. Stabilität von Geschlecht und sexueller Orientierung. In welchem Zusammenhang steht die Eindeutigkeitsanforderung mit aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen und Wandlungsprozessen? Inwieweit und in welcher Weise ist es gegenwärtig möglich, ‚fluide‘ zu leben? Welche Existenzweisen, Kategorien und Narrative stehen wem zur Verfügung, drängen sich wem auf? Wie verlaufen in diesem Zusammenhang Subjektivierungsprozesse?

Gestützt durch die Methode des Body-Mappings fokussiert Lio Okroi drittens die körperliche und affektive Dimension von Subjektivierung. Sie rekonstruiert, welche Körperpraktiken und -modifikationen, Emotionen und Affekte in geschlechtlichen und sexuellen Selbstverhältnissen eine Rolle spielen. Denn in Subjektivierungsprozessen formieren sich keine immateriellen und abstrakten Entitäten, sondern fühlende, begehrende, verletzliche Personen aus Fleisch und Blut, die sich in Relationen verorten und verändern.

Insgesamt verfolgt Lio Okroi mit ihrem Promotionsprojekt das Ziel, die – gesamtgesellschaftlich, aber auch in den Sozialwissenschaften und in queeren Communities – vorherrschende Vorstellung einer allgemeingültigen Stabilität von Geschlecht und sexueller Orientierung zu hinterfragen und ihre gesellschaftlichen Funktionen und Wirkungen herauszuarbeiten.

Publikationen

Okroi, Lio (2023). Queering History? Spannungsfelder des Erinnerns im Audioguide ‚Queere Geschichte*n Freiburg‘. Invertito – Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten 24.

Projekte

Der Audioguide Queere Geschichte*n Freiburg, den Lio Okroi im Rahmen ihres Masters erarbeitet hat, erzählt an 27 Stationen historische und aktuelle Geschichten über queere Personen, Themen, Ereignisse, Kontroversen, Szenen und Orte in Freiburg. Er wurde mit dem Bertha-Ottenstein-Preis der Universität Freiburg ausgezeichnet.

Vorträge & Seminarleitungen

Okroi, Lio (2025). Transitions under Tension: Fluid Gender and Sexuality in a Disambiguating Society. Vortrag auf der internationalen Konferenz ‚Situating Transitions: New Horizons in Research of Life Course Transitions‘ des DFG-Graduiertenkollegs ‚Doing Transitions‘, Eberhard-Karls-Universität, 6. Oktober 2025, Tübingen.

Okroi, Lio (2025). Spannungsverhältnisse fluider Geschlechter und Begehrensweisen. Vortrag im Rahmen der Sitzung ‚Sex(uality) and Gender in Progress – Transitionen und Transformationen von Geschlecht und Sexualität‘ der Sektion Frauen- und Geschlechterforschung auf dem 42. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ‚Transitionen‘, Universität Duisburg-Essen, 25. September 2025, Duisburg.

Okroi, Lio (2024). Diskussion und kritische Würdigung des Vortrages ‚Vergeschlechtlichte Selbstverhältnisse in Praktiken des Erzählens: Kraftsport als Metapher der Subjektwerdung‘ von Jannis Ruhnau. Konferenz ‚Geschlecht als Erfahrung – Geschlecht erleben‘, Universität Bielefeld, 1. Oktober 2024, Bielefeld.

Okroi, Lio; Vatter, Lisa (2024). Reflexive Forschungspraxis zu Übergängen. Seminarsitzung im Rahmen des Seminars ‚Doing Transitions: Reflexive Forschung zu Übergängen in Lebenslauf und Biographie‘, Goethe-Universität, 24. Juni 2024, Frankfurt a. M.

Okroi, Lio; Vatter, Lisa; Reich, Marie; Goerdten, Hans (2023). Fragen an eine kritisch-transformative Geschlechtersoziologie in Zeiten multipler Krisen. Vortrag im Rahmen des Workshops ‚Towards Sustainable Research‘, Justus-Liebig-Universität, 11. Dezember 2023, Gießen.

Okroi, Lio (2023). Contested Identities in the Memorialization of Lesbians in the Ravensbrück Concentration Camp. Vortrag für die Cambridge German History Research Group im Rahmen einer Reihe zu ‚Gender in German History‘, Cambridge University, 2. Juni 2023, London.

Okroi, Lio (2021). Queere Geschichte*n Freiburg – Spannungsfelder des Erinnerns im Audioguide. Vortrag auf der Jahrestagung des Fachverbandes Homosexualität und Geschichte e.V., 1.–3. Oktober 2021, Frankfurt a. M.

Mitgliedschaften

Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)

  • Sektion Frauen- und Geschlechterforschung
  • Sektion Methoden der qualitativen Sozialforschung

Institut für qualitative Sozialforschung (IQS)

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)