Forschungsprogramm
In der zweiten Förderphase wird der Doing Transitions-Ansatz einer prozessualen Betrachtung von Übergängen im Lebenslauf als Vollzugswirklichkeiten weiterentwickelt. Zur Analyse der Wechselverhältnisse diskursiver, institutioneller und individuell zugeschriebener Modi der Gestaltung kommen nun neue Dimensionen der Hervorbringung von Übergängen hinzu: interpersonale Beziehungen, Zeitlichkeiten und Materialitäten (und zwar körperliche, räumliche und dingliche Dimensionen). In ihren Arbeiten fokussieren die Kollegiat*innen jeweils eine der genannten relationalen Dimensionen. Die Eingrenzung des Forschungsgegenstandes und die zu untersuchenden Relationen werden zu Beginn der Arbeit thematisiert und dokumentiert, um den eigenen Beitrag zur Komplexität der Übergangsrelationen sichtbar zu machen.
In der Zusammenschau mit der ersten Förderphase lässt sich das Forschungsprogramm als die Arbeit an einem relationalen Modell der Hervorbringung von Übergängen im Lebenslauf verstehen, zu dem verschiedene Forschungsfragen, -designs und -methoden je spezifische Beiträge leisten und auf einer Metaebene theoretisch integriert werden. Das Graduiertenkolleg mit seinen unterschiedlichen Veranstaltungsformaten stellt einen Raum dar, um diese verschiedenen Zugänge immer wieder aufeinander zu beziehen.
Forschungsprogramm der 1. Förderperiode (2017-2021)
Forschungsprogramm der 1. Förderperiode zum Download (pdf)
Das Forschungsprogramm lässt sich quer zu den verschiedenen Lebensaltern entlang dreier Ebenen der Gestaltung von Übergängen darstellen: Diskurse, Institutionen und Individuen. Diese bieten unterschiedliche ‚Einstiege‘ in die Analyse der Herstellung und Gestaltung von Übergängen und fungieren damit als Forschungsschwerpunkte. Allerdings interessiert auch besonders das Wechselspiel der Gestaltungsmodi auf den verschiedenen Ebenen. Die Promovierenden wählen in ihren Projekten jeweils eine dieser Ebenen für den empirischen Zugang, das Postdoc-Projekt zielt dagegen auf die Integration aller drei Ebenen. Das Graduiertenkolleg als Ganzes stellt mit seinen Veranstaltungen den Raum dar, in dem diese verschiedenen Zugänge auf einander bezogen werden.
Qualifizierungskonzept
Übergeordnetes Ziel des Graduiertenkollegs ist es, eine Forschungs- und Qualifizierungsplattform für junge Wissenschaftler*innen zu etablieren, die sich mit der Herstellung und Gestaltung von Übergängen beschäftigen. Doing Transitions ist dabei als thematische und transdisziplinäre Querschnittsperspektive zu entwickeln. Das Qualifizierungskonzept setzt sich aus fünf Kompetenzbereichen zusammen und besteht aus Pflicht- und Wahlanteilen. Neben der Unterstützung der Kollegiat*innen in ihren Dissertations- und Postdoc-Projekten flankiert es auch Berufseinstieg und Karriereplanung. Ein wichtiges Prinzip ist die Kooperation mit bestehenden Infrastrukturen und Angeboten an den Standorten, wie etwa die Goethe Graduate Academy GRADE, die Graduiertenakademie der Universität Tübingen, das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), die Tübingen School of Education (TüSE), die DFG-geförderte Graduiertenschule LEAD (Learning, Educational Achievement, and Life Course Development) sowie die Netzwerke „QualiNet WiSO“ und „QuantiNet WISO“ an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen.
Promotionen und Postdoc-Projekte
Das Forschungsprogramm von Doing Transitions wird durch die Promotions- und Postdoc-Projekte der Kollegiat*innen realisiert. Während sich die Promotionsprojekte primär einem Lebensalter und einer Ebene der Gestaltung und Herstellung von Übergängen zuordnen lassen, verfolgen die Postdoc-Projekte von vornherein eine stärker integrative Perspektive.
1. Kohorte (2017-2019)
Titel | Autor*in |
Eine biographische Studie zu Entstehungszusammenhängen von Bildungsentscheidungen am Beispiel Nachholen des Abiturs im Erwachsenenalter | Noreen Eberle |
Studium als Übergang. Die Universität als Möglichkeitsraum für Lernprozesse | Kathrin Henrich |
Übergänge als Menschenführung? Zur Ambivalenz der politischen Interessenvermittlung in der Migrationsgesellschaft | Nils Klevermann |
Retraditionalisierung durch Diskurse? Ratgebertexte und doing gender im Übergang zur Elternschaft | Janne Krumbügel |
Governance und Übergänge in die stationäre Pflege – Eine international vergleichende Studie zur Steuerung und Regulierung von Übergängen in die stationäre Pflege im höheren Alter zwischen Milwaukee (Wisconsin) und Frankfurt (Hessen) | Miriam Lehnert |
Die richtige Hilfe!? Passungsverhältnisse aus der Perspektive junger Menschen im Jugendjobcenter | Bianca Lenz |
Übergänge in gemeinschaftliche Mehrgenerationenwohnprojekte | Helena Müller |
Aufwachsen in einer individualisierten Gesellschaft – Moderne Kindheit als psychosozialer Möglichkeitsraum in dem dialektisch verstanden Verhältnis von Vergesellschaftung und Individuation | Deborah Nägler |
„Ich hätte früher so nicht reden können“ – Biografische Perspektiven auf Übergänge im Kontext der Bearbeitung sexueller Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend | Andrea Pohling |
„Jugendweihe machen“ – Zur sozialen Herstellung und Gestaltung eines Übergangs(-rituals) | Julia Prescher |
Neu zugewanderte Jugendliche im Übergang in die deutsche Regelschule | Anna Reinhardt |
Zeit für den Alleingang | Tabea Freutel-Funke |
Der Übergang vom Mitarbeiter zur Führungskraft: Eine Analyse aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive | Simone Anton |
Übergang aus der Elternzeit zurück ins Erwerbsleben | Eva Heinrich |
Die Relevanz sozialpädagogischer Hilfestellungen für die Herstellung und Gestaltung von Übergängen im Kontext ungleicher Bildungschancen | Heidi Hirschfeld |
„Ich bin jetzt auch immer noch da drin, mich so links zu finden“ – Eine biographische Studie zu Politisierung im Jugendalter | Jessica Lütgens |
Queerness in der Adoleszenz – Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität im Übergang | Kerstin Rinnert |
Doing Retiring – The Social Practices of Transiting into Retirement and the Distribution of Transitional Risks | Anna Wanka |
2. Kohorte (2020-2022)
Titel | Autor*in |
Die Gestaltung von Übergängen in die Partner:innenlosigkeit im höheren Lebensalter | Luisa Bischoff |
Lebenswelten am Lebensende: Eine Ethnografie der stationären Hospiz- und Palliativpflege | Lilian Coates |
Der Übergang in eine neue Organisation. Die soziale Beziehung als Regulierungspraktik? | Julian Fricke |
Doing Gender Transitions | Louka Maju Goetzke |
Doing Transitions Online (Differently) | Jana Heer |
Hafterfahrungen von Frauen im Spiegel ihrer Biografien. Eine rekonstruktive Studie zu Ein- und Ausschluss im Kontext des Strafvollzugs zwischen institutioneller Rahmung und biografischem Eigensinn. | Victoria Schmidt-Heuschele |
Fremdunterbringung – Eine ethnografische Studie zur institutionellen Regulierung und Gestaltung von Übergängen im Jugendamt und den Hilfen zur Erziehung | Marius Hilkert |
Ausstieg von Männern aus der Vollzeiterwerbsarbeit | Lukas Kammer-lander |
Übergänge in die Demenz – Identität, Person-Umwelt-Interaktion und Doing Transitions-Perspektiven | Simone Niedoba |
Diskursive Produktionsprozesse des Übergangs in die Schule – ein Vergleich der bildungspolitischen Debatten in Ost- und Westdeutschland in der Zeit von 1970 bis zur Wiedervereinigung | Natascha Shalutkevich |
Growing up in Diaspora. Adulthood and Transnational Familyhood of the African refugees in Germany | Miaojun She |
Professional transitions in the context of environmental sustainability | Elisa Thevenot |
Lernprozesse Erwachsener in migrationsbedingten Übergängen: Learning by Doing Migration | Michael Bernhard |
Auf Klassenfahrt – Biographische Perspektiven auf Bildungsaufstieg | Flora Petrik |
Die Situation der Tiefen Hirnstimulation | Tamara Schwertel |
Übergänge von Ärztinnen und Ärzten in den Ruhestand | Khira Sippli |
Transitions into Social Class: Soziale Positionierung im Übergang von Schule zu Beruf | Maria Keil |
Kollektivität im Übergang – Zur kollektiven und biographischen Bearbeitung von Verlust und Trauer in Selbsthilfeaktivitäten für junge Menschen | Kevin Stützel |
3. Kohorte (2023-2025)
Titel | Autor*in |
Zum Verhältnis von männlicher Homosexualität und sexueller Gewalt | Hans Goerdten |
Uterus removal as life transition – A case of ‚forced‘ hysterectomies among female sugarcane workers in Beed, India | Kritika Gosain |
Upward social mobility: how does it taste? Social transition through the lens of food. | Clara Gutleben |
Beratungsweiterbildung als Übergang. Eine Analyse der Professionalisierungs- und Habitualisierungsprozesse | Lena Mazurkiewicz |
Fluid Transitions – Subjektivierung geschlechtlicher und sexueller Fluidität | Lio Okroi |
Familienübergänge im Kontext veränderter Care-Bedarfe im höheren Alter | Katharina Pontius |
Ist Prävention von sexualisierter Gewat an Kindern und Jugendlichen eine Frage der professionellen Haltung? Professionalisierung von Akteur:innen in pädagogischen Organisationen als Übergangsprozesse | Marie-Theres Pooch |
Being in labour. Gebären als relationale Praktik im gegenwärtigen Kapitalismus | Marie Reich |
Austritt aus der sozialpsychiatrischen Versorgung – Organisationale Praktiken des Übergangs zu einem unabhängigen Leben | Jonas Richter |
Geflüchtete im Übergang in die Ankunftsgesellschaft: das Zusammenspiel von Sozialkapital und Klassenzugehörigkeit | Carolin Schiller |
Abbruch als Übergang? Eine Biografiestudie zur Konstitution und Bedeutung der Erfahrung von Schwangerschaftsabbrüchen im Kontext der Lebensverläufe der Betroffenen | Frederika Schulte |
Doing Reproduction: Geschlechterbeziehungen und Agency im Übergang in Elternschaft | Lisa Vatter |
Behandlungsenscheidungen intergeschlechtlicher Menschen im Jugend- und Erwachsenenalter | Elio Clemenz |
Linking Ages in pädagogischen Settings. Schutzarrangements in Kindheit und höherem Lebensalter | Milena Feldmann |
Wege gewaltbetroffener Frauen – eine intersektionale Analyse geschlechtsbezogener Gewalt | Stella Schäfer |
Gender arrangements and subjective experiences of female breadwinning couples in Pakistan | Rahat Shah |
Linking Moves: Umzüge in begleitete Wohnarrangements im jungen und höheren Erwachsenenalter | Karla Wazinski |
Post-doc, quo vadis? − Eine Untersuchung zu strukturellen sozialen Ungleichheitsbedingungen und Ressourcen in der Postdoc-Phase | Désirée Wägerle |