Michael Bernhard, M.A.

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Goethe-Universität Frankfurt
GRK Doing Transitions

Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung,
Arbeitsbereich Erwachsenenbildung und Weiterbildung (WE V)
Campus Westend, PEG 4.G171
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
60323 Frankfurt am Main

m.bernhard(at)em.uni-frankfurt.de

Homepage von Michael Bernhard an der Goethe-Universität.

Michael Bernhard studierte bis 2011 Erziehungswissenschaft, Psychologie und Philosophie an der FernUniversität in Hagen. In seiner Magisterarbeit zum Thema „Bridge Training Programs als Mittel zur beruflichen Integration von Einwanderern in Ontario“ untersuchte er die institutionell-pädagogische Begleitung der Übergänge von erwachsenen Migrant*innen in den kanadischen Arbeitsmarkt. Im Anschluss an seine Migration nach Kanada in 2002 war er in Leitungsfunktion einer Erwachsenenbildungs- und Beratungseinrichtung mit Schwerpunkt Migrationsberatung tätig.  In seiner Arbeit mit der Wilfrid Laurier University und der University of Waterloo entwickelte er Kurse für Community Service-Learning und betreute die praktische Ausbildung von Sozialarbeiter*innen. Nachdem er für einige Jahre als Regional Manager für ein franco-amerikanisches Aktiv- und Bildungsreiseunternehmen tätig war, arbeiet Michael Bernhard nun als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Erwachsenenbildung und Weiterbildung des Instituts für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Goethe-Universität Frankfurt. Im Rahmen des Graduiertenkollegs „Doing Transitions“ wendet er sich wieder der Untersuchung von Migrationsverläufen zu und erforscht in seiner Dissertation, wie Übergänge im Zuge von Migration im Erwachsenenalter auf individueller Ebene hergestellt, gestaltet und als Lernanlass genutzt werden.

Lern- und Transformationsprozesse an migrationsbedingten Übergängen im Erwachsenenalter

Migration – als das Überschreiten sozial konstruierter Grenzen – ist gekennzeichnet durch Differenzierungen und Kategorisierungen, die in dessen Vollzug hergestellt werden. Die migrationsbedingten Übergänge werden hierbei innerhalb eines diskursiven und institutionellen Machtgefüges vermittelt und durch soziale Praktiken (z. B. Adressierung als Migrant, Flüchtling, Expat), sowie die Umbewertung des kulturellen Kapitals gestaltet.

Im Diskurs der klassischen Einwanderungsländer, wie z. B. Kanada, und zunehmend auch in Deutschland, wird die Zuwanderung hochqualifizierter Migrant*innen als Wettbewerbsvorteil und wünschenswert beurteilt. Dieser politischen Absicht steht jedoch eine soziale Realität entgegen, in der sich strukturelle Benachteiligung und Exklusion von Migrant*innen im Bildungssystem und Arbeitsmarkt nachweisen lässt (Donelly, 2021; Guo, 2017; Nohl et al. 2010, 2014). Wenngleich die institutionell-pädagogische Unterstützung des Migrationsgeschehens diese Benachteiligungen zu adressieren versucht, verbleiben Ambivalenzen und Spannungen, die zu berücksichtigen sind.

Im Fokus dieses Forschungsprojektes stehen die individuellen Lern- und Gestaltungsprozesse, die vor diesem Hintergrund des gesellschaftlichen Diskurses sowie den institutionellen Vermittlungen, Ein- und Ausgrenzungen stattfinden: Welche Lern- und Bildungsprozesse durchlaufen erwachsene Migrant*innen mit höheren Bildungsabschlüssen im Kontext der institutionellen Regulierungen innerhalb der kanadischen Migrationsgesellschaft? Inwiefern werden durch die individuellen Bewältigungsprozesse die Gestaltungsmöglichkeiten zukünftiger Übergänge vorstrukturiert? Wie spiegeln sich die diskursive und institutionelle Adressierung von Individuen als Migrant*innen und die entsprechenden normativen Aufforderungen zu Stabilität oder Veränderung in den Biografien der migrierenden Akademiker*innen wider?

Zur Beantwortung dieser Fragen folgt dieses Promotionsvorhaben der Verfahrenslogik der Grounded Theory und stützt sich auf in der Auswertung narrativer Interviews auf die Dokumentarische Methode (Nohl, 2017). Zur theoretischen Rahmung werden praxistheoretische Überlegungen (Kemmis et al., 2017) sowie pragmatistische (Dewey) und transformatorische (Mezirow) Perspektiven auf Lernen herangezogen. Der Anschluss an ‚Doing Migration‘ (Amelina, 2020) lenkt den Blick auf die performative Herstellung von Migration und auf die Frage, wie aus (im)mobilen Menschen ‚Migrant*innen‘ werden.

Aus der Perspektive von „Doing Transitions“ und einem reflexiven Verständnis der Migrationspädagogik sollen durch den gewählten thematischen und forschungsdiskursiven Rahmen konstitutions- und ungleichheitssensible Einsichten in das Migrationsgeschehen, die Konstruktion gelungener Migrationsabläufe sowie auf soziale Praktiken der Ein- und Ausgrenzung geleistet werden.

Literatur

Amelina, A. (2020). After the reflexive turn in migration studies: Towards the doing migration approach. Population, Space and Place, 27(1).

Donnelly, M. J. (2021). Discrimination and multiculturalism in Canada: Exceptional or incoherent public attitudes? American Review of Canadian Studies, 51(1), 166–188.

Guo, S. (2017). Foe or friend of adult education? The paradox of multicultural policy for adult immigrants in Canada. Studies in the Education of Adults, 49(2), 253–268.

Kemmis, S., Edwards-Groves, C., Lloyd, A., Grootenboer, P., Hardy, I., & Wilkinson, J. (2017). Learning as being ’stirred in‘ to practices. In P. Grootenboer, C. Edwards-Groves, & S. Choy (Eds.), Practice Theory Perspectives on Pedagogy and Education: Praxis, Diversity and Contestation (pp. 45–66). Springer.

Nohl, A.-M. (2017). Interview und Dokumentarische Methode: Anleitungen für die Forschungspraxis. Springer VS.

Nohl, A.‑M., Schittenhelm, K., Schmidtke, O., & Weiß, A. (2014). Work in transition: Cultural capital and highly skilled migrants‘ passages into the labour market. Univ. of Toronto Press.

Nohl, A.-M., Schittenhelm, K., Schmidtke, O., & Weiß, A. (Eds.). (2010). Kulturelles Kapital in der Migration: Hochqualifizierte Einwanderer und Einwanderinnen auf dem Arbeitsmarkt. VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Publikationen und Vorträge

Bernhard, M. (im Erscheinen). Boundary experiences in Canada: ‚Doing migration‘ and the role of adult education. Der Pädagogische Blick. (peer reviewed)

Bernhard, M. & Van Daele, C. (im Erscheinen). Practice architecture in community development: Mapping traditions in learning and action. Canadian Journal for the Study of Adult Education. (peer reviewed)

Hof, C. & Bernhard, M. (2022). Übergänge als Anlass für Lernprozesse. Zeitschrift für Pädagogik Beiheft (1), 181–194. (peer reviewed)

Bernhard, M. (2022). Learning by ‚doing migration‘: Temporal dimensions of life course transitions. Beitrag zur 12th International Researching Work & Learning Conference (RWL12). Konferenzthema: Work, Learning & Social Change.

Bernhard, M. (2022). Experience and transitions: A relational perspective on migration in adulthood. Beitrag zur Konferenz der Canadian Association for the Study of Adult Education (CASAE) im Rahmen des Congress of the Humanities and Social Sciences. Konferenzthema: Transitions.

Bernhard, M. & Hof, C. (2022). Lernen in der Krise: Mögliche Anschlüsse an nicht-westliche Theorieangebote. Beitrag zur Jahrestagung der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE. Konferenzthema: Re-Konstruktionen. Krisenthematisierungen in der Erwachsenenbildung.

Bernhard, M. (2022). Encountering a new rulebook: Migrant engagement with the ‚Canadian experience‘ discourse. Beitrag zur LHBN-Konferenz der European Society for Research on the Education of Adults (ESREA). Konferenzthema: Encountering the other: biographies, spaces and relationships in adult education.

Bernhard, M. (2022). The messy crossings of national boundaries in adulthood. Beitrag zum Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Konferenzthema: Ent | grenz | ungen.