Clara Gutleben, M.A.

Kontakt

Eberhard Karls Universität Tübingen
Graduiertenkolleg Doing Transitions

Institut für Erziehungswissenschaft
Abteilung Sozialpädagogik
Münzgasse 30
72070 Tübingen

clara.gutleben[at]uni-tuebingen.de

Clara Gutleben studierte Soziologie und Kulturwissenschaft an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS) in Paris, bevor sie sich als Doktorandin der Forschungsgruppe Doing Transition anschloss. Seit ihrem Masterstudium konzentriert sie sich auf die Verknüpfung von Klassen- und Geschlechterfragen. Weitere Ihrer Forschungsinteressen beinhalten feministische Theorie, Gender Studies, Kulturwissenschaft, Soziologie des Essens, sowie materialistische und neomaterialistische Ansätze. Ihr soziologisches Dissertationsprojekt untersucht den Prozess des sozialen Aufstiegs aus der Geschlechterperspektive und stützt sich dabei auf die Kultur-/Essstudien.

Der Prozess der sozialen Aufwärtsmobilität: Ein geschlechtsspezifischer Übergang?

Das hier vorgeführte Promotionsprojekt untersucht den Prozess der sozialen Aufwärtsmobilität aus der Geschlechterperspektive: Inwieweit können die Entwicklungen der ernährungbezogenen/kulturellen Praktiken im Prozess der sozialen AufwärtsMobilität die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten offenbaren, die in den verschiedenen Klassenkulturen, aber auch und vor allem beim Übergang von einer zur anderen, am Werk sind? Inwieweit tendieren die sich verändernden Praktiken und Diskurse von
Klassenüberläufern zur Anpassung an Klassen- und Geschlechterrollen, und inwieweit beteiligen sie sich an der Legitimation und Reproduktion sowohl von Klasse als auch Geschlecht? Das gesuchte Ziel besteht also darin, dialektisch zu untersuchen, wie Machtstrukturen in Übergängen wirken und wie Übergänge zu deren Reproduktion beitragen.


In ihrem empirischen Ansatz der individuellen und kollektiven kulturelle Praktiken (und insbesondere Praktiken im Zusammenhang mit dem Essen) ist diese Studie in der materiellen Dimension der Konstitution von Übergängen verwurzelt, wie sie vom Graduiertenkolleg hervorgehoben wurde: Diese konkrete Dimension konzentriert sich auf die Objekte des Geschmacks und des Ekels, auf die körperlichen Verhaltensweisen vor den legitimen Normen und Bräuchen, die je nach Geschlecht unterschiedlich sind, und auf die hierarchische und sexuelle Aufteilung der Räume, in denen die kulturellen Praktiken tatsächlich stattfinden (Dussuet, 2004). Besondere Aufmerksamkeit wird auch den zwischenmenschlichen Beziehungen gewidmet, da sie es ermöglichen, das Verhalten der Individuen in Bezug auf ihr Geschlecht und ihre Klasse gegenüber Gesprächspartnern zu beobachten, die Garanten der sozialen Normen sind, die sie einhalten, und die die sozialen Abweichler durch ihre verbale oder nonverbale Wertschätzung und ihren symbolischen Status (als Modelle oder Gegenmodelle) beeinflussen können.

Anhand einer qualitativen Befragung von zehn Personen, die in unterschiedlichen beruflichen Umfeldern (politisch, künstlerisch, wirtschaftlich) tätig sind und ihr Debüt in der sozialen Oberschicht geben, versucht diese Untersuchung, diesen Übergang im Lebenslauf „so zu verstehen, wie er erlebt wird“ (Pagis, Pasquali, 2016). Mit besonderem Augenmerk auf die Vielfalt der individuellen und kollektiven Erfahrungen, die mehr oder weniger glücklich oder unglücklich, gewöhnlich oder spektakulär sein können, wollen wir den sozialen Aufstieg im Plural (neu) denken. Mehrere sich ergänzende Methoden werden miteinander kombiniert, um ein Material zu sammeln, das sowohl dicht als auch von hoher Qualität sein kann, wie etwa in situ Beobachtungen, ethnografische Interviews und Dokumentenanalysen. Diese Methoden ermöglichen einen geschlechtsspezifischen Vergleich darüber, wie sich die materiellen Umstände und die Selbst- und Fremdwahrnehmung in einem bestimmten Zeitraum entwickeln.