Flora Petrik, M.A.

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Eberhard Karls Universität Tübingen
GRK Doing Transitions

Institut für Erziehungswissenschaft
Abteilung Allgemeine Pädagogik
Münzgasse 26, R 202
D – 72070 Tübingen

0049 7071/29-76752
flora.petrik(at)uni-tuebingen.de

CV Flora Petrik

Flora Petrik hat an der Universität Wien und der Universität Jyväskylä Bildungswissenschaft studiert, mit dem Schwerpunkt auf qualitative Methoden der Sozialforschung, Biographieforschung und soziale Ungleichheiten in Universität und Schule. Sie war lange Projektmitarbeiterin im Arbeitsbereich Bildung und Beratung im Lebenslauf an der Universität Wien und forschte dort zu Studienerfahrungen und -verläufen von Bildungswissenschaftsstudierenden. Seit September 2020 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Allgemeine Pädagogik an der Eberhard Karls Universität Tübingen. In ihrem Dissertationsprojekt beschäftigt sie sich mit den Erfahrungen von denjenigen, die als erste in ihrer Familie ein Studium aufnehmen: Wie werden Bildungsaufstiege biographisch vollzogen? Welche Möglichkeitsräume eröffnet die Universität für biographische Transformationen? Und welche Prozesse rücken ins Zentrum, wenn nicht allein nach den Bedingungen des Gelingens oder Scheiterns von Bildungsaufstiegen gefragt wird? Dabei gerät nicht nur die Universität als Übergangsraum in den Blick, sondern auch die Herstellung und der Vollzug von Klassenübergängen.

Zu ihren weiteren Schwerpunkten in Forschung und Lehre zählen soziale Ungleichheit in Schule und Hochschule (mit besonderem Fokus auf soziale Herkunft und Pierre Bourdieus Theorie der Praxis) sowie wissenschaftstheoretische und methodologische Fragestellungen.

Auf Klassenfahrt – Biographische Perspektiven auf Bildungsaufstieg

In den letzten Jahren lässt sich ein vermehrtes gesellschaftliches Interesse an jenen Akteur*innen beobachten, die ihrem vermeintlich vorgegebenen gesellschaftlichen Schicksal entrinnen und beharrliche Klassenschranken überqueren: Eine Zuwendung zu sogenannten Bildungs­aufsteiger*innen. Trotz des Ausbaus des Bildungswesens und den steigenden Studierendenzahlen im deutschsprachigen Raum ist der Zugang zum Hochschulstudium nach wie vor von erheblichen sozialen Ungleichheiten geprägt: Studierende aus nicht-akademischen Familien sind unter Studienanfänger*innen immer noch unterrepräsentiert. Doch nicht nur der Zugang, sondern auch der Raum der Universität selbst ist von Ungleichheiten durchzogen: Qualitative wie quantitative Studien weisen verschiedene Formen der Benachteiligung im Studienalltag nach, mit denen sich Bildungsaufsteiger*innen konfrontiert sehen. Offen bleibt in diesen Beiträgen jedoch, was sich im Zwischenraum des Klassenübergangs vollzieht. Denn aufgrund der hohen Aufmerksamkeit, die der Untersuchung von Fremdheitserfahrungen und Nicht-Passungen gewidmet wird, geraten mögliche habituelle Veränderungen und Passungsverhältnisse in den Hintergrund. Wie werden Bildungsaufstiege biographisch voll­zogen? Welche biographischen Prozesse rücken ins Zentrum, wenn nicht allein nach den Bedingungen des Gelingens oder Scheiterns von Bildungsaufstiegen gefragt wird? Welche Transformationsprozesse werden in Bildungsaufstiegen angeregt – und wodurch? Um diesen Fragen nachzugehen, verknüpfe ich Bourdieus Theorie zu Habitus und Feld mit biographietheoretischen Überlegungen. Diese Perspektiven inspirieren meinen Blick auf das empirische Datenmaterial: biographisch-narrative Interviews (n=17) und autobiographische, schriftliche Texte von Studierenden, in denen sie ihren Bildungsweg beschreiben (n=4). Die Untersuchung zeigt, dass sich Klassenübergänge als ständiges, nie abgeschlossenes Werden („becoming“) vollziehen.

Aktuelle Publikationen (Auswahl)

Petrik, F. (2022): Becoming Academic. Bildungsaufsteiger*innen an der Universität. In: Y. Akbaba/T. Buchner/A. Heinemann/D. Pokitsch/N. Thoma (Hrsg.): Lehren und Lernen in Differenzverhältnissen. Interdisziplinäre und intersektionale Betrachtungen. Wiesbaden: Springer Verlag, S. 87-109.

Rieger-Ladich, M. & Petrik, F. (2022): Ein Rapper von Glasgows south side: Darren McGarvey über Männlichkeit. In: Schuhen, G./Schröer, M./Henk, L. (Hrsg.): Prekäre Männlichkeiten: Klassenkämpfe, soziale Ungleichheit und Abstiegsnarrative, Bielefeld: Transcript, S. 67-92.

Petrik, F. (2022): Habitus. In: Feldmann, M./Rieger-Ladich, M./Voß, C./Wortmann, K. (Hrsg.): Pädagogisches Vokabular in Bewegung. Stimmen aus der Allgemeinen Erziehungswissenschaft. Weinheim-Basel: Beltz Juventa, S. 207-214.

Brehm, A. & Petrik, F. (2021). „Bleib, wie du bist, auch wenn sie sagen, dass Du nichts bist!“ Methodologische Überlegungen zu Anrufungs- und Aneignungsprozessen im Kontext von akademischem Habitus. In: A. Lange-Vester/H. Bremer (Hrsg.): Entwicklungen im Feld der Hochschule. Weinheim: Beltz Juventa, S. 123-136.

Petrik, F. & Schwertel, T. (2020): Bildungschancen. In: socialnet Lexikon. Bonn: socialnet. URL [abgerufen am 16.09.2020]

Vorträge (Auswahl)

  • First-Generation Students in Austrian and German Higher Education. Vortrag im Rahmen der European Conference on Educational Research (ECER), 23. – 25.08.2022, Yerevan.
  • Ocean Vuong – „Auf Erden sind wir kurz grandios“. Vortrag im Rahmen der Tagung „Schuldig Werden – Pädagogische Lektüren IV, 11. – 13.05.2022, Eberhard Karls Universität Tübingen, gemeinsam mit Milena Feldmann.
  • Becoming Academic – Working-Class Students in Austrian and German Higher Education. Vortrag im Rahmen des Symposiums „Doing transitions – on making and becoming across the life course. Benefits for educational research from a relational perspective on life course transitions“ bei der Jahrestagung der WERA, 21. – 25.04.2022, San Diego, Kalifornien.
  • ‚Nontraditional‘ Students – Biographical perspectives on un/doing age in Higher Education. Vortrag im Rahmen des Panels „Linking Ages“ bei der Tagung der World Education Research Association (WERA), 07.–09.07.2021, Santiago de Compostela.
  • „Gleichzeitig kann man sich aber immer weniger unterhalten, weil man in ganz anderen Lebenssphären steckt“ – Bildungsaufsteiger*innen bei der Rückkehr. Vortrag im Rahmen der Studium Generale Vorlesungsreihe „Doing Transitions – wie sich Übergänge im Lebenslauf herstellen“, 20.05.2021, gemeinsam mit Jessica Lütgens.
  • Klasse: Die Schattenkategorie der deutschsprachigen Inklusionsforschung – Vortrag bei der Jahrestagung für Inklusionsforscher*innen, 25.28.02.2020, Universität Wien und Pädagogische Hochschule Wien, gemeinsam mit Tobias Buchner.
  • „Bleib wie du bist, auch wenn sie sagen, dass du nichts bist“. Widersprüchliche Anrufungen und Aneignungsprozesse von akademischen Habitus im Kontext des Studiums – Vortrag bei Frühjahrstagung der Sektion „Bildung und Erziehung“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), 02.03.05.2020, Hannover, gemeinsam mit Alina Brehm.

Lehrveranstaltungen

Bachelor-Seminar „Von Arbeiterkindern und Bauerntöchtern – soziale Ungleichheit und Aufstieg in der Hochschule“, gemeinsam mit Jacqueline Hackl (Universität Wien, Sose 2021)

Bachelor-Seminar „Einführung in qualitative Methoden am Beispiel der Hochschulforschung“ (Goethe Universität Frankfurt am Main, SoSe 2021)

Bachelor-Seminar „Pierre Bourdieu: Bildung und soziale Ungleichheit“ (Eberhard Karls Universität Tübingen, SoSe 2021)

Bachelor-Seminar „Grundfragen und Grundbegriffe der Erziehungswissenschaft“ (Eberhard Karls Universität Tübingen, WiSe 2020)

Bachelor-Seminar „Studentische Perspektiven auf Hochschule – Ethnographie und Autoethnographie“, gemeinsam mit Alina Brehm (Universität Wien, WiSe 2020)

Mitgliedschaften

  • Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), Sektion Frauen- und Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft und Sektion Allgemeine Erziehungswissenschaft
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), Sektion Biographieforschung und Sektion Bildung und Erziehung
  • Promovierendennetzwerk der Kommission Qualitative Bildungs- und Biographieforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)
  • Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie (GfpS)
  • Goethe Research Academy for Early Career Researchers (GRADE)
  • Arbeitskreis Kulturanalyse (AKA)
  • Arbeitsgruppe Gender des Instituts für Bildungswissenschaft, Universität Wien (Gender AG)