Lukas Kammerlander, M.A.

Kontakt

Eberhard Karls Universität Tübingen

Institut für Erziehungswissenschaft | Abteilung Sozialpädagogik |
GRK Doing Transitions

Münzgasse 30
72070 Tübingen

lukas.kammerlander(at)graduiertenkolleg.uni-tuebingen.de

Lukas Kammerlander hat Soziale Arbeit (B.A.) an der Hochschule Esslingen studiert sowie den Masterstudiengang Forschung und Entwicklung in der Sozialpädagogik/Sozialen Arbeit (M.A.) an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen absolviert. Während des Studiums arbeitete er als Sozialpädagoge in der Begleitung von Freiwilligen im Freiwilligen Ökologischen Jahr sowie als Landesgeschäftsführer (Elternzeitvertretung) der BUNDjugend Baden-Württemberg. Zudem war er umweltpolitisch engagiert, unter anderem als Mitglied im Landesvorstand des BUND Baden-Württemberg und als Landesjugendsprecher der BUNDjugend Baden-Württemberg.

Forschungsprojekt

Lukas Kammerlanders Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit Ausstiegen von Männern aus Vollzeiterwerbsarbeit, also der vollständigen Aufgabe von Erwerbsarbeit abseits von Übergängen in die Rente einerseits und Wechseln in Teilzeiterwerbsarbeit andererseits. Das Interesse an dieser Praxis liegt begründet in der Annahme, dass sie prinzipiell nach wie vor einen symbolischen Bruch mit institutionalisierten und hegemonialen Ordnungen von Männlichkeit und Normallebenslauf darstellt. Zugleich zeigen sich Veränderungen von Arbeitswelt und Familie sowie (teils milieuspezifische) Verschiebungen in Männlichkeitsdiskursen, z.B. in Debatten um aktive Vaterschaft oder Caring Masculinities, durch welche die genannten Ausstiege diskursiv normalisiert und dementsprechend nicht mehr notwendigerweise als „besondere“ Übergänge dargestellt werden. Zudem lassen sich Prozesse der Hybridisierung hegemonialer Männlichkeiten erkennen. Bei diesen werden gerade mittels der Übernahme von Praktiken, die herkömmlicherweise marginalisierten Männlichkeiten zugeschrieben werden und durch Distanzierungen von ‚traditionellen‘ Männlichkeitsidealen soziale und symbolische Grenzziehungen erhalten und gefestigt. Es handelt sich beim Gegenstand der Untersuchung also um eine höchst vieldeutige Praxis, deren Anbindung an und Auswirkungen auf Männlichkeitsdiskurse es zu explorieren gilt.

Zu diesem Zweck findet eine theoretische Auseinandersetzung mit den in der kritischen Männlichkeitsforschung stark rezipierten Theorieangeboten hegemonialer Männlichkeit und männlicher Herrschaft statt. Diese Theorien weisen zur angemessenen Beschreibung spätmoderner Transformationen von Männlichkeiten Entwicklungsbedarfe auf, denen ich mit subjektivierungs- und adressierungstheoretischen Überlegungen und soziologischer Zeitdiagnostik (hier v.a. Reckwitz‘ Singularisierungsthese) begegnen will. Mich interessiert, unter welchen Bedingungen der Übergang als symbolischer Bruch angesehen und für wen er in welcher Weise positiv oder negativ sanktioniert wird. Daraus möchte ich Rückschlüsse auf Wandel und Kontinuitäten sowie Ungleichzeitigkeiten und Fragmentierungen von Männlichkeitsdiskursen ziehen, die die Denkbarkeit eines Austritts aus Vollzeiterwerbsarbeit beeinflussen.

Der Forschungsprozess orientiert sich an der Methodologie der Reflexiven Grounded Theory und bedient sich narrations- sowie subjektivierungs- und positionierungsanalytischer Heuristiken. Die Fragen, denen sich das Projekt anhand biografisch-narrativer Interviews mit Männern, die aus einem Normalarbeitsverhältnis ausgetreten sind, nähern will, lauten: Welche biografischen Konstruktionen von Männlichkeit und Geschlechterverhältnissen können aus den Interviews rekonstruiert werden? Welche weiteren Differenzierungen werden relevant? Welche Positionierungsprozesse zeigen sich im Interviewprozess und in den biografischen Erzählungen? Wie lassen sich diese als diskursive Artikulationen lesen? (Wie) wird der Prozess, Arbeitszeit zu reduzieren oder keine Erwerbsarbeit mehr zu betreiben, biografisch als Übergang konstruiert?

Publikationen

  • Kammerlander, L./ Bliemetsrieder, S. (2020): Menschenrechts- und gerechtigkeitsambitionierte Soziale Arbeit angesichts drängender ökologischer und sozialethischer globaler Krisen. In: Sachs, S. (Hrsg.): Krise als Chance zur Bildungswende. In Zeiten der Klimakrise und Coronapandemie. München: Utz Verlag, S. 125-153.

Vorträge und Präsentationen

  • Exit Breadwinning. Posterpräsentation auf der internationalen Konferenz „Doing Transitions in the Life Course“, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, 17.-19.02.2020
  • Has Breadwinning.exe stopped working? Vortrag auf der Tagung „Männlichkeiten aufbrechen“, Friedrich-Schiller-Universität Jena, 12.3.2021
  • Men in Germany opting out of full-time-jobs – an illustration of positionings vis-à-vis age on the basis of an empirical example. Vortrag im Rahmen des Panels „Linking Ages“ bei der Tagung der World Education Research Association (WERA), Santiago de Compostela, 07.–09.07.2021
  • „Da will ich ums Verrecken nicht wieder zurück!“ Wie sich Erwerbsarbeit verändert und welche neuen Übergänge das zur Folge hat. Vortrag im Rahmen der Studium Generale-Vorlesungsreihe „Doing Transitions – wie sich Übergänge im Lebenslauf herstellen“, 22.07.2021, gemeinsam mit Elisa Thevenot
  • Sozial-ökologische Krisen und Soziale Arbeit. Verstrickungen, Positionierungen und Handlungsmöglichkeiten für Profession und Disziplin. Vortrag im Rahmen des Seminars „Theoretische Grundlagen professionellen Handelns“, Hochschule Esslingen, 14.12.2021
  • Becoming a Non-Breadwinner. A Qualitative Inquiry on Men Opting out of Full-Time Jobs in Germany. Vortrag im Rahmen des Symposiums „Doing Transitions: On Making and Becoming Across the Life Course“ beim Focal Meeting der World Education Research Association (WERA) im Rahmen der Jahrestagung der American Education Research Association (AERA), San Diego, CA, USA, 21.–26.04.2022
  • Diskursive Artikulationen von Männlichkeit bei Erwerbsarbeitsreduktionen von Männern. Vortrag im Rahmen des Seminars „Seminar: Qualitative Datenanalyse. Begleitseminar zur Vorlesung ‚Qualitative Datenanalyse‘, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, 27.07.2022.

Lehre

  • Übergänge im Lebenslauf, HS Esslingen, WiSe 20/21 und WiSe 21/22, jeweils gemeinsam mit Victoria Heuschele

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